Frauen als Soldaten bei der Bundeswehr? Lange Zeit war das kaum vorstellbar. Zwar konnten Frauen schon recht früh freiwilligen Dienst im Sanitätsdienst leisten. Ein paar Jahre später kam der Militärmusikdienst dazu. Doch der Dienst an der Waffe war unmöglich – und eine Verpflichtung bei der kämpfenden Truppe damit ausgeschlossen.
Erst als der Europäische Gerichtshof im Jahr 2000 eine wegweisende Entscheidung traf, begann eine neue Ära. Denn seitdem stehen Frauen alle Laufbahnen bei der Bundeswehr offen. Und inzwischen gehören Soldatinnen längst zum gewohnten, ganz alltäglichen Bild.
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Der Soldatenberuf war eine klassische Männerdomäne. Eine bewaffnete Frau, die als Soldatin in den Krieg zieht, wollte nicht so richtig zur traditionellen Vorstellung vom friedfertigen und schutzbedürftigen weiblichen Geschlecht passen. Andererseits ist es nicht fair, die Fähigkeiten rein am Geschlecht festzumachen. Warum sollte eine Frau kein guter Soldat sein? Und welchen Grund sollte es geben, Frauen anders zu behandeln als Männer? Das dachte sich wohl auch eine Bewerberin, nachdem ihre Bewerbung bei der Bundeswehr abgelehnt worden war. Also zog sie vor Gericht. Das Verfahren führte bis vor den Europäischen Gerichtshof. Und die Richter sprachen sich für eine Gleichstellung aus. Folglich stehen seit 2001 bei der Bundeswehr Frauen und Männern alle militärischen Laufbahnen offen.
Aber was sagt die Praxis? Wie viele Soldatinnen gibt es? In welchen Bereichen arbeiten sie? Und wie sieht es eigentlich im internationalen Vergleich aus? Wir nehmen Dich mit auf einen Streifzug durch die Geschichte – und werfen einen Blick auf die aktuelle Situation.
Legendäre Frauenarmeen in der Geschichte
In der Mythologie gibt es spätestens mit den griechischen Amazonen Frauen als Soldatinnen. Der griechische Dichter Homer erwähnt die Amazonen als kriegerisches Frauenvolk erstmals in seinen antiken Schriften. Dabei nennt er die Kriegerinnen im Zusammenhang mit dem Trojanischen Krieg. Archäologische Funde lassen darauf schließen, dass es die antike Frauenarmee in der Zeit zwischen dem 8. und dem 5. Jahrhundert vor Christus gegeben haben könnte. Vermutlich war das Amazonenvolk in der Gegend der heutigen Ukraine, von Anatolien und von Libyen zu Hause und startete von hier aus seine Feldzüge. In der Wissenschaft ist zwar umstritten, ob es das Frauenmilitär wirklich gab. Aber die antiken Amazonen tauchen nicht nur in der antiken Mythologie auf, sondern finden sich auch in der Literatur und der damaligen Kunst.
Die Amazonen von Dahomey
In Westafrika gab es ein Königreich namens Dahomey. Und hier gab es vom 17. bis zum 19. Jahrhundert eine Frauenarmee. Die bis zu 5.000 Frauen starke Truppe war eine Eliteeinheit, die den König Gezo schützte und Sklaven jagte. Gefürchtet waren die Soldatinnen, die auch den Beinamen Amazonen von Dahomey hatten, hauptsächlich wegen ihrer brutalen Grausamkeit. Ihre Ausbildung basierte auf körperlichem Drill und einem harten Ausdauertraining. Auch ein Keuschheitsgelübde mussten die Damen ablegen. Im Nahkampf setzten die Soldatinnen Kurzschwerter und Musketen ebenso als Waffen ein wie ihre Zähne und ihre spitz gefeilten Findernägel. Französischen Truppen gelang es 1892 schließlich, die Frauenarmee zu besiegen und das Königreich zu besetzen.
Gaddafis Leibgarde
Legendär ist auch die Leibgarde des früheren libyschen Machthabers Muammar Al-Gaddafi. Sie wurde 1980 gegründet und bestand bis 2011, als Gaddafi aus Tripolis floh. Die Truppe bestand aus 30 bis 40 Frauen, die in Kampfkunst und dem Dienst an der Waffe ausgebildet waren. Dabei wurden die Soldatinnen nach besonderen Kriterien ausgewählt. So ging es nicht nur um die Fähigkeiten als Kämpferinnen. Sondern die Frauen mussten auch groß und schön sein und lange Haare haben. Außerdem waren sie angeblich Jungfrauen. Wenn die Leibgarde den Machthaber zu offiziellen Staatsterminen begleitete, trugen die Frauen eine an westliche Vorbilder angelehnte Kampfuniform – kombiniert mit einem starken Make-up und auffällig lackierten Fingernägeln. Später, nachdem Gaddafi gestürzt war, erhoben die Soldatinnen schwere Vorwürfe wegen Nötigung, sexueller Misshandlung und Vergewaltigung.
Soldatinnen im internationalen Vergleich
Spannend ist, die Regelungen für Soldatinnen auf internationaler Ebene miteinander zu vergleichen. Denn hier ist die Situation ganz schön unterschiedlich. So gibt es Länder, in denen sogar eine Wehrpflicht für Frauen besteht. Bolivien, Burma, China, die Elfenbeinküste, Eritrea, Israel, Kuwait, Libyen, Malaysia, Nordkorea, Sudan, Taiwan und der Tschad zählen dazu. Und seit 2015 müssen auch Norwegerinnen einen 12-monatigen Wehrdienst leisten. Damit ist Norwegen das einzige Land in Europa mit einer Wehrpflicht für Frauen.
Freiwillig können sich Frauen in allen Streitkräften Europas und vielen internationalen Armeen für eine militärische Karriere entscheiden. Allerdings stehen ihnen eher selten alle Funktionen offen. So sind Soldatinnen von der kämpfenden Truppe oft ausgeschlossen. Gleiches gilt für den Dienst auf U-Booten. Nur in Dänemark, Finnland, Israel, Italien, Kanada, Neuseeland, Norwegen, der Schweiz, Serbien, Taiwan und den USA können Soldatinnen alle Positionen in allen Truppenteilen bekleiden. Und seit 2001 gehört auch Deutschland zu diesen Ländern.
In Frankreich ist der Frauenanteil am höchsten
In den USA liegt der Anteil an Soldatinnen bei rund 15 Prozent. Sogar zwei weibliche 4-Sterne-Generäle gibt es. Über 200.000 US-amerikanische Soldatinnen waren im Irak und in Afghanistan im Einsatz.
Bei den Streitkräften Großbritanniens beläuft sich der Frauenanteil auf neun Prozent. Ein Einsatz bei den Kampftruppen ist ihnen zwar nicht erlaubt. Trotzdem gibt es in der britischen Armee mit über elf Prozent überdurchschnittlich viele Soldatinnen, die Offiziere sind. Auch in Frankreich dürfen Frauen keinen Dienst bei Kampftruppen und auf U-Booten leisten. Dennoch sind gut 15 Prozent der französischen Soldaten weiblich. Mit Blick auf die Frauenquote belegt Frankreich damit Platz 1.
In den Niederlanden werden Frauen gezielt angeworben
In Dänemark wurden schon 1978 alle militärischen Laufbahnen für Frauen geöffnet. Mit 5,7 Prozent ist die Quote von Soldatinnen in der dänischen Armee aber trotzdem recht gering. Bei unseren holländischen Nachbarn stellen Soldatinnen rund neun Prozent der Truppe. Die meisten von ihnen arbeiten im Sanitätsdienst und in der Logistik. Dabei gibt es, ebenso wie in Deutschland, auch in Holland weder für Frauen noch für Männer eine Wehrpflicht. Die niederländische Armee hat aber spezielle Kampagnen gestartet und besondere Programme auf den Weg gebracht, die eigens auf Frauen zugeschnitten sind. Das Ziel dabei ist, weibliches Personal für das Militär zu gewinnen und langfristig an die Streitkräfte zu binden.
In Malaysia entscheidet das Los
Die chinesische Armee zählt rund zweieinhalb Millionen Soldatinnen und Soldaten. Dabei können auch Frauen ab dem 19. Lebensjahr für den Wehrdienst eingezogen werden. Tatsächlich ist der Anteil an Wehrpflichtigen, die eingezogen werden, aber sehr gering. Denn die Armee in China besteht größtenteils aus Freiwilligen.
In Malaysia dauert der Wehrdienst drei Monate. Und hier entscheidet das Los darüber, wer zum Dienst gerufen wird. Insgesamt wird jeder Fünfte, der volljährig ist, zum Wehrdienst eingezogen. Ob es ein Mann oder eine Frau ist, spielt dabei keine Rolle. Das gleichberechtigte Losverfahren soll dazu beitragen, dass die Jugend in dem Land, in dem sehr viele Ethnien leben, wieder näher zusammenrückt.
Der Wehrdienst in Israel dauert zwischen zwei und drei Jahren. Und die Wehrpflicht gilt für Frauen und Männer gleichermaßen. Nur Frauen, die schwanger oder schon verheiratet sind, müssen keinen Wehrdienst leisten. In Israel stellen Soldatinnen rund ein Drittel der gesamten Armee. Im August 2013 trat sogar die erste Transfrau ihren Dienst bei den Israelischen Verteidigungsstreifkräften, kurz IDF, an. Die Medien berichteten damals ausführlich darüber.
Ein Rückblick zu Frauen in der Bundeswehr
Als die Bundeswehr Mitte der 1950er Jahre gegründet wird, gibt es im Grundgesetz den Artikel 12a. Er besagt, dass “Frauen auf keinen Fall Dienst an der Waffe leisten dürfen“. Dieser ausdrückliche Ausschluss ist zum eigenen Schutz der Frauen gedacht. Die gesetzliche Trennung zwischen Streitkräften und Wehrverwaltung führt dazu, dass seit Bestehen der Bundeswehr viele Frauen für die deutsche Armee tätig sind. Allerdings bekleiden sie zivile Funktionen.
1975 werden dann zum ersten Mal Ärztinnen, Apothekerinnen und Tierärztinnen als Soldaten eingestellt. In den folgenden Jahren kommen soldatische Dienstposten im Sanitätsdienst und später auch im Militärmusikdienst dazu. Auch viele Soldatinnen, die bei der früheren Nationalen Volksarmee, kurz NVA, gedient hatten, setzen ihre Tätigkeit in der Bundeswehr fort. Nur arbeiten sie jetzt in Zivil.
Seit 1991 können Frauen in alle Laufbahnen im Sanitäts- und Militärmusikdienst einsteigen. Und die Soldatinnen sind auch bewaffnet. In Kampfhandlungen dürfen sie aber nicht eingreifen. Ihre Waffen dienen nämlich ausschließlich der Selbstverteidigung. Posten, die mit einem Dienst an der Waffe einhergehen, sind für Frauen nicht möglich. Denn das lässt sich mit dem Grundgesetz nicht vereinbaren.
Alles fängt mit einer Bewerbung an
Dann kommt das Jahr 1996. Seinerzeit bewirbt sich eine junge Elektronikerin namens Tanja Kreil als Soldatin in der Instandsetzung bei der Bundeswehr. Doch weil das Grundgesetz einen Dienst an der Waffe für Frauen ausdrücklich ausschließt, muss die Bundeswehr die Bewerbung ablehnen. Tanja Kreil könnte zwar Sanitäterin oder Musikerin werden. Aber das will die Elektronikerin nicht. Ihr Berufsziel ist der technische Dienst. Also zieht die junge Frau vor Gericht. Das europäische Recht sieht schließlich eine Gleichbehandlung der Geschlechter vor. Und Tanja Kreil möchte, dass der Europäische Gerichtshof prüft, ob das deutsche Gesetz mit dem europäischen Gebot vereinbar ist.
Die europäischen Richtlinien erlauben zwar, dass die Gleichbehandlung eingeschränkt wird. Bei militärischen Spezialeinheiten ist das beispielsweise so. Aber die Richter kommen in ihrer Entscheidung vom 11. Januar 2000 zu dem Ergebnis, dass der allgemeine Ausschluss von Frauen in fast allen militärischen Bereichen bei der Bundeswehr zu weit geht. Sie sehen darin einen Verstoß gegen das Gemeinschaftsrecht.
Das Grundgesetz wird angepasst
Die deutsche Politik reagiert uneins auf das Urteil. Rudolf Scharping, der damalige Verteidigungsminister und damit Befehlshaber im Friedensfall und höchster Vorgesetzter aller Soldaten, kündigt noch am selben Tag eine Öffnung der Bundeswehr für Frauen in weiteren Laufbahnen an. Aber das Urteil ist umstritten und führt zu langen Debatten auf politischem Parkett. So werten Kritiker die Entscheidung als einen massiven Eingriff in die nationalen Kompetenzen bei den Regelungen zu Sicherheit und Verteidigung. Befürworter wiederum begrüßen das Urteil und fordern in diesem Zuge auch gleich, die Wehrpflicht abzuschaffen.
Im Herbst 2000 verabschieden der Bundestag und der Bundesrat schließlich, dass das Soldatengesetz und die Soldatenlaufbahnverordnung geändert werden. Gleichzeitig wird auch Artikel 12a des Grundgesetzes angepasst. Er besagt seither im letzten Satz von Absatz 4, dass “Frauen auf keinen Fall zum Dienst mit der Waffe verpflichtet werden dürfen“. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass der Dienst an der Waffe nun nicht mehr ausgeschlossen ist. Seit 2001 sind damit alle Laufbahnen und Verwendungen in der Bundeswehr als freiwilliger Dienst für weibliche Soldaten offen.
Die ersten Frauen treten ihren Dienst an
Viele Frauen ergreifen die neuen Chancen und geben ihre Bewerbungen als Soldatinnen im Truppendienst ab. Im Januar 2001 beginnen 244 Soldatinnen ihren militärischen Dienst. Bis zum Jahresende steigt ihre Anzahl auf rund 1.700. Doch eine Frau ist nicht dabei: Tanja Kreil. Die junge Elektronikerin, die den Stein ins Rollen gebracht hatte, hat sich anders entschieden und arbeitet inzwischen bei einem zivilen Arbeitgeber.
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Erst Skepsis, jetzt Normalität
45 Jahre lang war die Bundeswehr eine echte Männerdomäne. Und so ist es kein Wunder, dass es anfangs Vorurteile und Berührungsängste gibt. Die Skepsis ist mitunter groß. Schließlich können die Ausbilder und die Kameraden nicht einschätzen, wie die Soldatinnen die Grundausbildung und den Truppenalltag meistern werden.
Aber die Startschwierigkeiten sind schnell Geschichte. Die neuen Kameradinnen integrieren sich gut in die Truppe, punkten mit großer Motivation und überzeugen mit viel Leistungsbereitschaft. Je größer die Erfahrung im Umgang miteinander wird, desto mehr nehmen die Berührungsängste und die Skepsis ab. Und auch die militärische Führung bietet Unterstützung. So werden Leitfäden und Broschüren herausgegeben, die den Unsicherheiten in der ungewohnten Situation entgegenwirken. Außerdem wird das Thema „Frauen bei der Bundeswehr“ ein fester Bestandteil bei der Ausbildung von Ausbildern und Vorgesetzten.
Und heute?
Nicht ganz 20 Jahre nach dem Urteil der Luxemburger Richter sind Frauen bei den Streitkräften Normalität. Aus wenigen hundert Soldatinnen sind mittlerweile knapp 19.000 Kameradinnen geworden, mit weiterhin steigender Tendenz. Sie leisten ganz selbstverständlich ihren Dienst und sind in allen Laufbahnen vertreten. Und genauso wie ihre männlichen Kollegen beteiligen sie sich an Auslandseinsätzen.
Seit 2013 steht sogar eine Frau an der Spitze der Bundeswehr. Denn seitdem ist Ursula von der Leyen die Verteidigungsministerin der Bundesrepublik Deutschland. Und als Verteidigungsministerin hat Frau von der Leyen die Befehls- und Kommandogewalt im Friedensfall. Gleichzeitig ist Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen die Dienstherrin und die höchste Vorgesetzte der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr. In den letzten Jahren hat sich also ganz schön viel getan.
Die Gleichstellung von Bundeswehr-Soldaten und Bundeswehr-Soldatinnen
Mit der Öffnung aller Laufbahnen für alle Bewerber, unabhängig vom Geschlecht, wurde auch gleich das Soldatinnen- und Soldatengleichstellungsgesetz, kurz SGleiG, auf den Weg gebracht. Das Gesetz soll die Gleichstellung von Frauen und Männern innerhalb der Bundeswehr sicherstellen. Gleichzeitig gibt das Gesetz die Rahmenbedingungen für die praktische Umsetzung vor.
Doch bei der Bundeswehr gibt es auch ganz praktische, handfeste Unterstützung. Denn an jedem Standort, im Ministerium und auch an den Bundeswehr-Universitäten gibt es Gleichstellungsbeauftragte. Sie stehen als Ansprechpartner zur Verfügung, beraten und helfen weiter. Bundeswehr-Angehörige können sich beispielsweise dann an die Gleichstellungsbeauftragten wenden, wenn
- der Verdacht auf eine Diskriminierung, insbesondere im Zusammenhang mit dem Geschlecht, besteht.
- sie eine sexuelle Belästigung erlebt haben.
- die Vermutung von Mobbing im Raum steht.
- ein Mentoring erwünscht ist.
- sie sich zum Thema berufliche Förderung und weibliche Nachwuchsförderung informieren möchten.
- ein schwieriges Gespräch mit einem Vorgesetzten oder Kameraden ansteht.
- sie Fragen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben.
Natürlich werden die Beratungsgespräche streng vertraulich geführt und behandelt. Und es ist sichergestellt, dass sich stets der richtige Ansprechpartner finden lässt. Denn es gibt zivile Gleichstellungsbeauftragte für zivile Mitarbeiter und militärische Gleichstellungsbeauftragte für Soldaten. Ergänzt wird das Beratungsangebot von Psychologen und anderen, speziell ausgebildeten Mitarbeitern in den Dienststellen.
Soldatinnen bei der Bundeswehr
Als sich die Bundeswehr im Jahr 2001 in allen Laufbahnen für Frauen öffnete, dienten am Ende dieses Jahres rund 6.700 Soldatinnen beim deutschen Militär. Heute sind es rund 21.400 Kameradinnen. Insgesamt zählt die Bundeswehr knapp 180.000 Soldaten, die als Berufssoldaten, als Zeitsoldaten oder als Freiwillig Wehrdienstleistende ihren Dienst versehen. Damit liegt der Frauenanteil unter den Soldaten bei rund zwölf Prozent. So jedenfalls besagen es die Zahlen, die Berlin im Mai 2018 veröffentlicht hat.
In welchen Bereichen sind Soldatinnen im Einsatz?
Ob Heer, Luftwaffe, Marine, Streitkräftebasis, Sanitätsdienst, Cyber- und Informationsraum, Ministerium oder in anderen Bereichen: Soldatinnen sind in allen Organisationsbereichen vertreten. Dabei sind die meisten Frauen derzeit im Sanitätsdienst tätig. Mehr als ein Drittel der Soldatinnen leistet in diesem Organisationsbereich seinen Dienst. Und die Bundeswehr möchte auf lange Sicht erreichen, dass der Frauenanteil im Sanitätsdienst bei 50 Prozent liegt. In allen anderen Bereichen der Truppe soll sich die Frauenquote – als langfristiges Ziel – auf 15 Prozent erhöhen.
Welche Dienstgrade haben Soldatinnen?
Mit den Unteroffizieren mit und ohne Portepee stellt diese Dienstgradgruppe den größten Anteil. Gut die Hälfte aller Soldatinnen gehört ihr an. Weibliche Offiziere und Inhaberinnen von Dienstposten in der Laufbahn der Mannschaften halten sich ungefähr die Waage.
Was ist der Status von Soldatinnen?
Bei den Zeitsoldaten ist die Frauenquote besonders hoch. Im Unterschied dazu machen Frauen unter den Berufssoldaten nur knapp über drei Prozent aus. Die kleinste Gruppe wiederum stellen Soldatinnen, die freiwilligen Wehrdienst, kurz FWDL, leisten.
6 Fragen zur Tätigkeit als Bundeswehr-Soldatin
Seit Beginn dieses Jahrtausends hat das deutsche Militär ein neues Gesicht. War der Soldatenberuf früher ganz klar eine echte Männerdomäne, sind Frauen heute ein ganz normaler und fester Bestandteil der Truppe. Soldatinnen sind Kompaniechefin, Gruppen- oder Zugführerin, Kampfpilotin, Spezialistin im Fachdienst oder dienen in anderen Bereichen – und das quer durch alle militärischen und zivilen Laufbahnen. Es gibt nur eine einzige Ausnahme: In den Kommandotrupps der Spezialkräfte ist bisher noch keine Frau vertreten. Aber vermutlich ist auch das nur eine Frage der Zeit. Schließlich ist die Geschichte der Frauen in der Bundeswehr noch vergleichsweise jung. Und falls Du über eine Bundeswehr-Karriere nachdenkst, beantworten wir Dir zum Abschluss noch sechs oft gestellte Fragen.
1. Welche Aufgaben kann ich als Frau beim Militär übernehmen?
Seit 2001 stehen auch Frauen alle Laufbahnen offen. Du kannst Dich also für jede Verwendung in den Streitkräften bewerben. Du hast die Wahl zwischen freiwilligem Wehrdienst, einem Praktikum, einer Ausbildung und einem Studium. Genauso kannst Du Dich bewerben, wenn Du schon eine abgeschlossene Berufsausbildung und praktische Berufserfahrung hast. Aber natürlich muss es keine militärische Laufbahn werden. Wenn Du lieber im zivilen Bereich arbeiten willst, ist das selbstverständlich ebenso möglich. Auf der Karriereseite der Bundeswehr kannst Du Dich darüber informieren, welche beruflichen Möglichkeiten Du mit den Voraussetzungen hast, die Du mitbringst.
2. Verdiene ich genauso viel wie die männlichen Soldaten?
Ja! Bei der Bundeswehr werden Soldaten gleich besoldet. Ob der Soldat männlich oder weiblich ist, spielt dabei keine Rolle.
3. Gibt es bei der Bewerbung Unterschiede?
Das Auswahlverfahren der Bundeswehr ist für alle Bewerber gleich. Den Anfang macht meist ein persönliches Gespräch mit der Karriereberatung. Danach gibst Du Deine Bewerbung ab. Und wenn Deine Bewerbung erfolgreich war, lädt Dich die Bundeswehr zur Teilnahme am Einstellungstest ein. Dazu kommst Du entweder in das Karrierecenter, das für das Bundesland zuständig ist, in dem Du wohnst. Oder Du nimmst im Assessmentcenter für Führungskräfte in Köln am Einstellungstest teil.
Der Eignungstest umfasst eine ärztliche Untersuchung, einen Computertest, einen Sporttest und ein Vorstellungsgespräch. Je nach Laufbahn und Beruf können auch mündliche und praktische Tests auf dem Programm stehen. Bei dem Testverfahren musst Du also Deinen Intellekt genauso unter Beweis stellen wie Deine charakterliche Eignung und Deine körperliche Fitness. Dabei sind die Anforderungen und Bedingungen aber für alle Bewerber identisch. Ob Du eingestellt wirst, hängt davon ab, wie gut Du beim Test abschneidest. Für die Bundeswehr zählt also Deine Leistung – und nicht Dein Geschlecht.
4. Haben Frauen andere Uniformen?
Grundsätzlich sind die Uniformen gleich. Allerdings gibt es einige Uniformteile, die eigens für Soldatinnen gemacht sind. Dazu zählen beispielsweise Blusen und Röcke, die zur Ausgehuniform gehören.
5. Kann ich als junge Mutter beim Militär arbeiten?
Einer Einstellung bei der Bundeswehr steht nicht entgegen, dass Du ein kleines Kind hast. Selbst während einer Schwangerschaft kannst Du Dich bewerben. Wie alle anderen Bewerber musst Du aber am Einstellungstest teilnehmen und die Aufnahmeprüfung bestehen.
Gibt es keine weiteren Einschränkungen, stehen Dir genauso alle Laufbahnen und Verwendungen offen wie Kameraden ohne Familie. Wenn auch dein Partner berufstätig ist, kannst Du sogar eine Teilzeitstelle beantragen. Ob eine Tätigkeit in Teilzeit in der Praxis letztlich umgesetzt werden kann, hängt aber von Deiner Verwendung ab.
6. Ist der Soldatenberuf mit Familie vereinbar?
Der Bundeswehr ist es ein großes Anliegen, die Familie und den Dienst unter einen Hut zu bringen. Und gerade die Bundesverteidigungsministerin von der Leyen hat es sich auf die Fahne geschrieben, das Militär zu einem familienfreundlichen Arbeitgeber zu machen. Außerdem will sie die Gleichberechtigung fördern. Deshalb gibt es eine Reihe von Leistungen für Soldatinnen und Soldaten mit Familie. Dazu gehört unter anderem:
- Auch als Soldatin und Soldat kannst Du in Elternzeit gehen und hast Anspruch auf Kindergeld und Elterngeld.
- Eine Ausbildung in Teilzeit ist möglich.
- Du wirst weit seltener versetzt als es früher üblich war.
- Die Bundeswehr unterstützt Dich bei der Kinderbetreuung, zum Beispiel durch Kitas und Kindergartenplätze, Tagespflege, Eltern-Kind-Zimmer und Sonderurlaube.
- Bist Du bei einem Auslandseinsatz, bekommst Du einen Zuschuss für eine Pflegekraft, wenn in Deiner Familie ein Krankheitsfall eintritt.
Deine Arbeitszeit beträgt in aller Regel 41 Stunden pro Woche. Dazu gehören aber auch Dienste an Wochenenden und Feiertagen. Zudem kann es immer mal wieder notwendig sein, dass Du Zusatzdienste übernehmen musst.
Ansonsten musst Du für Dich selbst entscheiden, ob der interessante und spannende, aber eben auch nicht ganz ungefährliche Soldatenberuf das Richtige für Dich ist. Was die Berufe angeht, hast Du jedenfalls die gleichen Möglichkeiten wie Deine männlichen Kameraden!
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